Cases und Trends im Klinikmarketing I Wichtig & aktuell

Was bietet die Elektronische Patientenakte (ePA)?

In Krankenhäusern muss sie seit Anfang 2022 nutzbar sein. Ein wichtiges Thema – auch für Sie! Denn was genau sind die Vorteile dieses Service? Und gibt es auch Risiken? Melina Wagner, Projektmanagerin bei Remy&Remy, ist Expertin in Sachen ePA. Hier beantwortet sie Fragen.

Die ePA ist eine digitale, von Patient*innen geführte Akte, auf der alle ihre medizinisch relevanten Daten – Befunde, Diagnosen, Therapiemaßnahmen, Behandlungsberichte, Medikationspläne – lebenslang zentral und einrichtungsübergreifend gespeichert werden. Die Inhaber*innen einer ePA können ihre Daten bei Bedarf den behandelnden Ärzt*innen zur Verfügung stellen. Seit Beginn letzten Jahres stellen alle gesetzlichen Krankenkassen ihren Versicherten diesen Service kostenfrei zur Verfügung. Seit Mitte 2021 sind Arztpraxen dazu verpflichtet, die ePA ihrer Patient*innen zu nutzen. In Krankenhäusern muss sie seit Anfang 2022 nutzbar sein.

Unsere Kollegin Melina Wagner hat sich in ihrem Studium zur Gesundheitsmanagerin mit den Vor- und Nachteilen der ePA beschäftigt und ihre Masterarbeit dazu geschrieben. Für sie ist die ePA ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Digitalisierung des Gesundheitswesens. Hier ihre Antworten auf unsere Fragen.


Wie sicher ist die ePA?

Melina: Digitale Themen wie die ePA triggern bei den meisten Akteur*innen des Gesundheitswesens die Sorge um den Datenschutz und die Datensicherheit der Patient*innen. Jedoch funktioniert die ePA nicht über das „normale Internet“, sondern sendet und empfängt über die sichere Telematikinfrastruktur. Zugriff auf die gespeicherten Patientendaten ist nur mit einem sogenannten Zwei-Konnektoren-Verfahren möglich. Damit sind die Sicherheitsvorkehrungen bereits sehr hoch. Sicherheitslücken lauern natürlich immer und überall. Die gematik und ihre Partner sorgen jedoch kontinuierlich dafür, dass alles den höchsten Sicherheitsstandards entspricht.


Welche Vorteile hat die ePA?

Melina: Diese Frage lässt sich kaum auf die Schnelle beantworten, schließlich habe ich genau darüber eine sehr umfangreiche Arbeit geschrieben. Ein großer Vorteil ist ohne Zweifel, dass die Daten bei ordnungsgemäßer Führung der Akte stets verfügbar sind und somit eine ortsungebundene, optimale medizinische Versorgung gewährleistet werden kann. Insbesondere für Ärzt*innen und Therapeut*innen bietet die ePA – zumindest in der Theorie – Vorteile wie beispielsweise die vereinfachte Kommunikation mit Spezialist*innen und kürzere Durchlaufzeiten, indem ein Patientengespräch auf Basis einer lückenlosen Krankheitsgeschichte optimal vorbereitet werden kann. Alle diese Vorteile gehen Hand in Hand mit dem Ziel einer umfassenden Vernetzung aller Akteur*innen des deutschen Gesundheitswesens und der Verbesserung der Versorgungsqualität.


Und was sind die Nachteile?

Melina: Nachteilig ist auf jeden Fall der materielle und personelle Aufwand für den Leistungserbringer, bis das neue System in die routinierten Abläufe erfolgreich integriert wurde. Die Anbindung und Erstausstattung an sich müssen zwar nicht vom Leistungserbringer selbst finanziert werden, aber Personalkosten, die z.B. durch anfängliche Doppeldokumentation und die Entwicklung von neuen Abläufen anfallen, sind nicht abgedeckt.


Wie gut wird die ePA angenommen?

Melina: Das ist aktuell – gut ein Jahr nach der Einführung – leider noch enttäuschend. Über ein Drittel der Deutschen kennen die ePA gar nicht. Knapp die Hälfte der Menschen, denen die ePA ein Begriff ist, wissen nicht, wie sie funktioniert. Und etwa 43 Prozent wissen nur oberflächlich, was die ePA alles kann. Daraus schlussfolgere ich, dass dieser Schritt im Rahmen der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens nicht nur technische, sondern besonders auch kommunikative Hürden zu überwinden hat.


Wer könnte die ePA besser als bisher bekannt machen und ihre Vorteile erfolgreicher kommunizieren?

Melina: Hierzu gibt es eindeutige Ergebnisse aus einer Umfrage von „DataPlus 2021“. Die wenigen Patient*innen, welche die ePA kennen, wurden vom Hausarzt oder ihrer Versicherung aufgeklärt und auch die, die sie nicht kennen, erwarten von diesen beiden Akteur*innen eine Aufklärung. An dritter Stelle stehen Gesundheitsämter und Behörden. Die Medien bilden das Schlusslicht.


Wieso schneidet die Aufklärung durch die Medien so schlecht ab?

Melina: Da kann ich nur mutmaßen, aber ich würde auch hier auf den klassischen »Weißkitteleffekt« tippen. Bei Fragen rund um die Gesundheit wenden sich die älteren Generationen der deutschen Bevölkerung nun mal lieber an ihren „Arzt oder Apotheker“, als sich in der Zeitung oder im Internet nach einer hilfreichen Antwort umzusehen. Aber ich denke, dass besonders die jüngere Generation, die keinen regelmäßigen Kontakt – und somit auch keine besondere Verbindung – mit einer Hausärztin oder einem Hausarzt hat, auf andere Weise abgeholt werden muss. Um jede Generation über die ePA zu informieren, sollte zielgruppenspezifisch mehrgleisig gefahren werden. Denn es darf nicht unterschätzt werden, wie sehr die letzten Jahrgänge der Millennials und die Generation Z durch die sozialen Medien geprägt und beeinflusst werden. Egal ob Konsumverhalten oder Informationsgenerierung, alles wird von den sozialen Medien „geinfluenct“. Wieso sich das nicht zunutze machen und die ePA auf den sozialen Kanälen ansprechen?

Trends

Mitarbeiter-App – Intranet 2.0?

Beim Begriff Intranet denken viele erst einmal an Dienstpläne und Mensa-Menüs zum Download. Das Image ist verstaubt. „Wir haben eine Mitarbeiter-App“ klingt da viel moderner und up to date. Aber kann sie auch wirklich mehr?

Mehr dazu

Der Remy&Remy Newsletter:
Cases und Trends im Gesundheits- und Klinikmarketing

Jetzt anmelden