Cases und Trends I Aus der Praxis

Kunst im Krankenhaus – ein Muss?

Studien belegen, dass Kunst in all ihren Formen wohltuend auf Menschen und somit auch positiv auf den Genesungsprozess wirkt. Zunehmend nutzen Kliniken den Effekt und stärken damit gleichzeitig ihre Marke.

Bild: Park-Kliniken Berlin, Schwarzwald-Baar Klinikum

Kurz vor Ausbruch der Pandemie (im November 2019) wurde im Auftrag der WHO eine Auswertung von mehr als 900 Studien zur Wirksamkeit von Kunst im Klinikumfeld veröffentlicht. Der große Review legt nahe, dass künstlerische Angebote einen positiven Einfluss sowohl auf das Personal in Krankenhäusern haben als auch auf die Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige*. Die Begegnung mit Kunstwerken berühre und fördere die Wahrnehmung eigener Gefühle, wodurch sie auch eine empathische Haltung schule, heißt es. Darüber hinaus unterstützt die Präsenz von Kunst den zwischenmenschlichen Austausch vor Ort, indem sie nicht selten zu Diskussion und Kontroversen führt. Das wirkt anregend und inspirierend bis hin zum Leben außerhalb der Klinik.

Von heilender Architektur bis zu akustischer Optimierung

Erkenntnisse wie diese werden aktuell gerne unter dem Begriff „healing art“ zusammengefasst und tragen zur Identität einer modernen Klinik bei. Dabei hat das Konzept einer „heilenden Kunst“ viele unterschiedliche Aspekte: Es betrifft die Architektur ebenso wie die Gestaltung im Innenbereich; es umfasst Kunst-Installationen neben wechselnden Bilderausstellungen sowie das Spiel mit Licht und Farben oder auch optimierte Raumakustik mit künstlerisch designter Absorber-Technologie.

Neben der Kunst, die das besondere Erscheinungsbild des Hauses prägt, spielen auch die vor Ort praktizierten künstlerischen Aktivitäten eine Rolle. In Kliniken, in denen Kunsttherapie – „healing art“ par excellence – zum Leistungsspektrum gehört, muss diese nicht unbedingt hinter verschlossenen Türen bleiben, sondern wird oft in Ausstellungen einem breiteren Publikum bekannt gemacht.

Angesichts des starken ökonomischen Drucks, dem der Gesundheitssektor aktuell ausgesetzt ist, und drängender Probleme wie Pflegenotstand, kann die Implementierung von Kunst im Klinikumfeld leicht „auf Eis“ gelegt werden, nach dem Motto: Es gibt jetzt Wichtigeres. Dennoch fokussieren deutschlandweit zahlreiche Kliniken auch weiterhin das Thema Kunst und kommunizieren ihre Aktivitäten als Teil ihrer Markenstrategie. Die drei folgenden Beispiele illustrieren, wie stark Kunst zum Selbstverständnis eines Hauses gehören kann.

*Quelle: Constanze Schulze-Stampa/Gabriele Schmid (Hrsg.), Kunst und Krankenhaus – Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Perspektivwechsel in Gesundheitsförderung und Prävention, Verlag Kohlhammer

Bilderschauen in der Magistrale, Park-Kliniken Berlin

Bilder: Park-Kliniken Berlin

In den Park-Kliniken Berlin gehört Kunst zum festen Bestandteil des Auftritts, vor allem in der Park-Klinik Weißensee im Nord-Osten Berlins. Bis zu dreimal jährlich wechselt die Ausstellung in der dortigen Magistrale. Sie entsteht in Zusammen-arbeit mit der Kunsthochschule Weißensee, dem Berliner Kunstfestival Artspring und verschiedenen Künstlern aus dem Raum Berlin-Weißensee/Pankow. Sowohl das Klinikpersonal als auch Patienten und Patientinnen sowie deren Angehörige nehmen die jeweiligen Themen und Werke aufmerksam wahr, wie Lynn Faulcon von der Unternehmenskommunikation der Klinik beobachtet. „Sind die Wände zwischen zwei Ausstellungen kurzzeitig leer, wird die nächste Ausstellung von vielen schon neugierig erwartet!“

Spektakuläre Skulpturen am Einlass, Schwarzwald-Baar Klinikum

Bild: Schwarzwald-Baar Klinikum

Unübersehbar balanciert hoch über dem Haupteingang des Schwarzwald-Baar Klinikums in Villingen-Schwenningen ein 42 Meter langer, leicht geschwungener Stab aus Stahl: „Der Linie lang“, betitelte Robert Schad sein Werk, das markant das Erscheinungsbild der Klinik prägt und bei seiner Installation für Aufsehen und Diskussionen sorgte. Auf dem Vorplatz des Hauses wurde „Raumknoten“ errichtet, eine weitere eindrucksvolle Skulptur des Stahl-Bildhauers. „Die beiden Werke haben, ebenso wie die Kunst in den Klinik-Innenbereichen, über die Jahre nichts von ihrer starken Wirkung eingebüßt“, sagt Sandra Adams, Pressesprecherin des Klinikums. Zusätzlich zur fest installierten Kunst finden regelmäßig wechselnde Ausstellungen statt.

Kinderwelten in den Fluren, Kinderklinik Augsburg I Mutter-Kind-Zentrum Schwaben

Bilder: VG-Bild-Kunst

Die ästhetische und heilungsfördernde Gestaltung von „Heilräumen“ ist ein Herzensthema der in Augsburg lebenden Künstlerin Juliane Stiegele. Für den Neubau der Kinderklinik Augsburg I Mutter-Kind-Zentrum Schwaben entwickelte sie ein Konzept, das „die Angst der Kinderpatienten abmildern und die Krankenhausschwelle überwinden helfen würde“. Der Hauptfokus ihrer Arbeit lag dabei auf den Innenräumen: Direkt auf die Wände aufgebrachte, extrem vergrößerte originale Kinderzeichnungen sowie als flache Holzelemente auf Fenster, Wände und Böden applizierte Baukastenformen sind die Hauptelemente. Auch extern hat Stiegele damit viel Anerkennung gewonnen, doch besonders wichtig ist ihr die hohe Akzeptanz bei den Kindern. „Sie waren von Anbeginn an vorbehaltlos an der Gestaltung interessiert und gingen ganz selbstverständlich mit ihr um, die Eltern im Schlepptau.“

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Den Trend-Begriff disruptiv haben Sie jetzt auch im Marketing sicher schon häufiger gehört, seinen Gegenspieler inkrementell womöglich seltener. Worum geht es?

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